Marbach stand früher selbst „mit Mütze und Tröte“ im Wedaustadion auf den Rängen und jubelte Bernard Dietz zu - nun soll er die Geschicke bei den Zebras leiten. Als Dietz kürzlich bei Jürgen Marbach in Meerbusch anfragte, ob er sich beim MSV engagieren wolle, musste der 54-Jährige nicht lange überlegen. Da ahnte der gebürtige Homberger aber noch nicht, dass er Aufsichtsratschef der KGaA werden würde. Am Montag wollen ihn die Aufsichtsräte zum Nachfolger von Gerd Görtz wählen.
Teilnahme an der MSV-Delegation
Am Mittwoch wird Marbach der Duisburger Delegation unter Leitung von Rechtsanwalt Horst Kletke angehören, die in Frankfurt über die Lizenzvergabe entscheiden wird. Prognosen über den Ausgang des Verfahrens will der Familienvater nicht abgeben, aber er glaubt an eine gute Perspektive für den MSV, falls er die Lizenz erhält: „Der MSV hat dann gute Chancen, sich zu entschulden und steht dann besser da als mancher andere Zweitligist.“
Marbach führte bereits Gespräche mit Schauinsland-Chef Gerald Kassner und Walter Hellmich. „Beide wollen den Verein weiter unterstützen. Unser Problem ist, dass wir jetzt eine gute Ausgangsposition haben, wir aber derzeit ohne Lizenz dastehen.“ In der Stadionfrage hält er den angestrebten Schuldenschnitt für die beste Lösung. Marbach ist Chef einer Beteiligungsgesellschaft und verfügt über viele Kontakte in der Wirtschaft. „Ich habe eine ordentliche Reputation. Ich hoffe, diese Kontakte für den MSV nutzen zu können.“ Von 2004 bis 2008 war er Geschäftsführer der LTU. Als Geschäftsführer für den Bereich Marketing, Organisation und Arena hatte er Anteil am einzigen Deutschen Meistertitel des VfL Wolfsburg.
Marbachs Wahl gilt als sicher
Drei Vereine liegen dem künftigen KGaA-Boss am Herzen: der MSV, der VfL Wolfsburg und Fortuna Düsseldorf. „Meine Verbindung zum VfL ist in Düsseldorf nicht gut angekommen. Das habe ich auf einer Mitgliederversammlung zu spüren bekommen“, sieht Marbach seine Abstimmungsniederlage bei der Wahl zum Fortuna-Aufsichtsrat mittlerweile sportlich. In Duisburg muss Marbach keine Abstimmungsniederlage fürchten. Seine Wahl gilt als sicher, und Marbach bekräftigt, dass er nicht als Chef für nur drei Tage in die Historie des MSV eingehen wird.
Sollte der MSV Duisburg am Mittwoch keine Lizenz erhalten, will er sich am Neuaufbau beteiligen. Selbst bei einem Absturz in die Oberliga will er bei den Zebras an Bord bleiben. „Dann stellt sich zwar die Frage, ob wir noch eine KGaA benötigen, aber auf mein Engagement wird das keinen Einfluss haben“, so Marbach. Die personellen Umwälzungen der vergangenen Tage sieht er nicht als Nachteil für das Lizenzierungsverfahren: „Der MSV hat sich innerhalb von 48 Stunden neu aufgestellt und damit Handlungsfähigkeit bewiesen.“ Gehandelt hat am Freitag auch der neue Geschäftsführer Björn Scheferling. Einen Tag nach der Entlassung seines Vorgängers Roland Kentsch wies Scheferling die Auszahlung der Mai-Gehälter an Spieler, Trainer und Angestellte des MSV an.